Der Großvenediger ist ein 3657 Meter hoher Berg in Österreich. Er liegt auf der Grenze der Bundesländer Salzburg und Osttirol in der Venedigergruppe, der Berggruppe, der er den Namen gegeben hat. Sie ist Teil des Nationalparks Hohen Tauern. Der Charkter des Großvenedigers wird durch seine Gletscher geprägt, die ihn von allen Seiten umgeben. Hervorzuheben sind der Obersulzbachkees, der Mullwitzkees und der Schlatenkees. Kees ist der örtliche Name für Gletscher.
Erstbesteiger des Großvenedigers war unter anderen Ignaz von Kürsinger. Er nannte den Berg liebevoll weltalte Majestät. Im Lauf der letzten Jahrzehnte hat die weiße Majestät getrauert. Im Zuge der Klimaerwärmung und Gletscherschmelze ist der Gipfel des Großvenedigers gegenwärtig komplett eisfrei. In den 1980er Jahren betrugt die vermessene Höhe noch 3674 Meter.
Woher der Name Großvenediger stammt, weiß man nicht genau. Im Jahre 1797 tauchte er jedenfalls erstmalig in einem Protokoll einer Grenzbeschau auf. Zuvor trug der Berg den Namen Stützerkopf. Ob der Name von wandernden Händlern aus Venedig herrührt oder von der Gipfelsicht, die bis nach Venedig reichen soll (aber nicht reicht), ist unklar.
Erstbesteigung
Die Geschichte der Erstbesteigung des Großvenediges ist ein Roman für sich. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Im Jahr 1828 versuchte Paul Rohregger eine Besteigung. Er kam allerdings nur bis in die Venedigerscharte – schon sehr beachtlich. Er stieg über das Untersulzbachtal auf, durch das heute keiner der Normalwege auf den Venediger führt. Mit ihm unterwegs war auch Erzherzog Johann. Eine Lawine verhinderte, dass seine Expedition den Gipfel erreichte.
Der Gipfel des Großvenedigers wurde erst am 3. September 1841 bezwungen. Der Hausstetter Sepp, Josef Schwab, war der Bergführer. Dabei waren auch Paul Rohregger (mit 70 Jahren) und Ignaz von Kürsinger. Die Erstbesteiger des Großvenedigers starten in Neukirchen am Großvenediger, wanderten durch das Obersulzbachtal und stiegen dann über die Stierlahnerwand.
Der höchste Berg Österreichs, der Großglockner, war 40 Jahre zuvor erstbestiegen worden.
Auch heute noch führt einer der Normalwege durch das Obersulzbachtal und an der Kürsinger Hütter vorbei zum Gipfel der Weltalten Majestät.
Normalwege zum Gipfel
Der Großvenediger wird heute von Bergsteigern über drei verschiedene Normalwege (Nordanstieg, Ostanstieg und Südanstieg) erstiegen. Alle führen über weite Gletscherstrecken.
Nordanstieg
Der Nordanstieg folgt der Route der Erstbesteiger. Er verläuft durch das Obersulzbachtal und setzt sich nach einer Übernachtung auf der Kürsinger Hütte am folgenden Tag fort. Die Tour beginnt also im österreichischen Bundesland Salzburg. Man kann mit dem Auto bis zum Parkplatz Hopfeldboden fahren und von dort durch das wunderschöne Obersulzbachtal wandern, vorbei an Berndlalm und Postalm. Bis zur Materialseilbahn der Kürsingerhütte sind es gut drei Stunden. Für den Anstieg zur Kürsinger Hütte braucht man dann noch einmal 1,5 bis 2 Stunden. Bis zur Materialseilbahn kann man sich auch mit einem Nationalparktaxi fahren lassen. Von der Kürsingerhütte führt ein Wanderweg zum Venedigerkees. Über den Gletscher geht es zur Venedigerscharte. Hier trifft man oft auf eine riesige Gletscherkuft. Die Route führt dann weiter zum Ostgrat und zum Gipfelkreuz. Von der Kürsingerhütte bis zum Gipfel sind mit ca 4 bis 5 Stunden Aufstiegszeit zu rechnen.
Ostanstieg
Der Anstieg beginnt am Matreier Tauernhaus, das man vom Südportal des Felbertauerntunnels aus erreicht. Von hier führt eine Schotterstraße nach Innergschlöß zum Venedigerhaus (1691 m ü. A.). Weiteres Ziel ist die Neuen Prager Hütte (2796 m), die über einen steilen Serpentinenaufstieg erreicht wird. Kurz nach der Hütte beginnt der Gletscheranstieg. Es gibt hier viele Gletscherspalten.
Südanstieg
Der Südanstieg zum Großvenediger beginnt am Defreggerhaus, einer privaten Schutzhütte. Er ist der kürzeste und leichteste Normalweg. Allerdings muss man auch hier auf Gletscherspalten achten und der Gipfelgrat bleibt eine Herausforderung, da er aufgrund der Abschmelzprozesse immer ausgesetzter wird.
Vom Defreggerhaus führt die Routet nördlich entlang des Moränenrückens aufwärts zum Mullwitzaderl. Danach steigt man auf Rainertörl zu und dann weiter südlich unterhalb des Rainerhorns etwas steiler zum Rainertörl (3421 m). Dann folgt ein Schlussaufschwung und schließlich der Gipfelgrat.
Alle Normalanstiege auf den Großvenediger führen über spaltenreiches Gletschergelände. Es handelt sich um alpine Hochtouren.
Abseits der Normalrouten
Deutlich schwieriger sind über den Nordgrat zum Gipfel (Kletterei mit Schwierigkeitsgrad bis III+ (UIAA)) und über den Westgrat (II+). Ausgangspunkt ist in beiden Varianten die Kürsingerhütte.